Mit Tier auf Du und Du
Besondere Erlebnisse mit Tieren gibt’s am Miniponyhof Wild im Naturpark Almenland jeden Tag. Ein Urlaubstag bei uns…
Heute um 10 Uhr ist – wie jeden Tag – Stallzeit. Die Frühaufsteher durften schon um 6.30 Uhr Oma helfen, die Pferde, Hasen, Hühner und Katzen zu füttern. Die Enten laufen um diese Zeit mit großem Geschrei in Richtung Bach, nicht ohne zu vergessen, bei der Straßenüberquerung links und rechts zu schauen. Ente Sissi brütet den 25. Tag. Sie bleibt alleine zurück und bringt mit dem Schnabel neue Heu- und Strohhalme zum Nest. Natürlich sind alle neugierig, ob schon bald die Küken schlüpfen, doch da lernt man Sicherheitsabstand einzuhalten. Eine Entenmama kann super pfauchen und mit dem Schnabel Kampfsignale andeuten. Geduld, Geduld… in 3 Tagen wird es wohl so weit sein!
Jetzt geht es los! 4 Kinder stehen bei den Toren, an denen die verschiedenen Ponyherden in Richtung Weide entlang laufen. 5 Kinder helfen bei der Stallarbeit in den Pferdeboxen. Der Rest, der sich noch nicht traut, steht hinter dem Weidezaun und sieht mit Begeisterung zu, wie 25 kleinere und größere Ponys, Stuten, Fohlen und Hengst Limbo ins Freie düsen. Jeden Tag noch die Rangordnung mit Ganes, dem Huzulen ausquietschen und ab auf die Weide. Aufregung pur… Jetzt kommt Natasja mit ihrem Stutfohlen Nadira – erst 2 Tage alt – auf die Spielwiese. Natasja ist Kinder gewöhnt, deswegen dürfen alle Kinder schon mal ein 12 kg schweres Ponybaby streicheln und liebhaben. Auch Cessy, die mit ihrem Fohlen „Wild Flash“ noch relaxter ist, teilt die Wiese mit ihr. Die Fohlen müssen jeden Tag ihre Muskeln trainieren und galoppieren schon frech hin und her und spielen mit Mamastuten und Kinder.
Bei den Hasen im Gehege sitzen unsere kleineren Gäste mit Kinderschubkarren, voll mit frischem Löwenzahn und genießen die kuscheligen Tiere. Da sie von klein auf (mit ca. 4 Wochen verlassen sie das Nest) immer von Kindern gefüttert werden, warten sie schon jeden Tag auf die eifrigen Löwenzahnsammler. Nur aufpassen… bitte nicht auf die kleinen Pfoten treten. Die Meerschweinchen sind etwas scheuer, die muss man zu ihrem Glück zwingen. Erwischen tu ich sie und dann kommen sie auf den Schoß der Kinder, die sie streicheln. Jenny und Johnny kamen voriges Jahr aus Oberösterreich, nachdem unsere Meerschweinchen an Altersschwäche starben. Gäste aus Wien brachten uns die 5 Wochen alten Babys mit Urlaubsankunft mit und alle freuten sich über frisches „Gepiepse“ im Meerschweinchenstall.
So viele Tiere und schon wieder vergessen im Stall zu helfen. Gott sei Dank ist Charly die Praktikantin schon mit den Kindern beim Ausmisten. Kleine Holzgabeln und Mistschaufeln, praktische Körbe aus Stroh und Scheibtruhen helfen, das duftende Bioheu für den Abend in die Boxen zu bringen. David und seine Freunde dürfen große Portionen Getreide in den Futterkübeln der Pferdeboxen verteilen. Lilli und Clemens kehren die Stallgasse sauber. Die anderen starken Mädels und Jungs misten schon den Offenstall aus. Valentina und Lena satteln mit den Kindern bereits die Reitpferde. Marie bereitet mit den Pferdebegeisterten die Ponys zur einstündigen Wanderung vor. Diese werden geputzt und gestriegelt, es werden Zöpfe geflochten und die Hufe ausgekratzt. Ach ja, morgen kommt der Hufschmied! Da dürfen Alt und Jung nicht nur zuschauen.
Wer nichts tun möchte, genießt die Sonne mit unseren 3 Katzen am Schoß. Bei der Geburt von Petzi und Winni waren viele Gäste dabei. Die Aufregung war groß, als die Lauser – 8 Wochen alt – in der Automotorhaube mit Opa spazieren fuhren. Winni nach Wien und retour, Petzi „nur“ nach Passail… nach kurzer Facebook-Fahndung haben wir ihn dann beim örtlichen Tierarzt unversehrt abgeholt. Apropos Tierarzt… Heute Nachmittag steht der Besuch von unserer Tierärztin Birgit an. Von 2 Stuten wird Blut abgenommen zwecks Trächtigkeitsuntersuchung und von Niki, dem Fjordpferd werden die Zähne gemacht. Birgit erklärt unseren interessierten Kindern verständlich, was sie tut.
Auf zur Ponywanderung: Jeder bekommt das für ihn am besten geeignetste Pony. Chipsy, unsere ranghohe charakterstarke Stute, bekommt Malte. Er kommt super zurecht und zeigt ihr, wer der Chef ist, dabei wird Chipsy zum bravsten Pony der Welt. Marianne, Franzia und Marie schnappen sich Kisa, Kathrin und Conni, die 3 Jungstuten. Unsere 16-jährigen Stammgästemädels Daniela und Angelika, die von Geburt an blind sind, bekommen Celina und Picasso, ein 30-jähriges Pärchen, die kennen den Weg schon auswendig. Abwechselnd dürfen alle müden Kinder auf Beauty und Romeo reiten, dann ist die Wanderung noch mal lustiger. Bei der Brücke bitte ganz vorsichtig sein und den Strick lang lassen. Jedes Pony sucht sich seinen Strick selbst aus. Ja, gesprungen wird auch, aber nur von der Brück runter zum Waldboden, auch das ist ein Erlebnis.
Ein Tag ist sowieso zu wenig. Eine Woche muss man mindestens auf unserem Bio-Bauernhof verbringen. Dann kann man die Hühner streicheln, die Eier holen. Den Entenküken beim Schlüpfen zusehen und sie in den ersten Tagen zum Ententeich begleiten und vor den Krähen beschützen. Nach diesem Erlebnisausflug geht’s wieder zurück in den Entenstall.
Im Hochsommer werden die Pferdeschweife- und Mähnen gewaschen, ein Erlebnis, das bei Miniponys gar nicht gefährlich ist. Auch bei Geburten sind schon einige Gäste dabei gewesen, bei den Ponys, Hasen, Katzen, es ist immer wieder ein Wunder der Natur. Junge Tiere sind besonders lieb, aber auch unsere alten Omas und Opas, wie der Kater Romal, der 17 Jahre alt wurde, genießen den Respekt des Alters und natürlich auch die Streicheleinheiten! Als wir noch Kühe hatten, durfte jeder einmal aus der Zitze frische Milch melken und probieren, jetzt gehen wir zur Nachbarsbäuerin und dürfen es dort erleben.
Nicht zu vergessen ist die Ernte des Bioheus, die im Schnitt zweimal im Sommer gemacht wird. Die Kinder sind fix gesetzt in der Traktorkabine, im Ladewagen und helfen beim Aufziehen des Heus. Es gibt keinen Silogestank und keine weißen Plastikballen auf unserem Miniponyhof, das gefällt uns nicht. Wir gönnen unseren Tieren ausschließlich Bio-Heu. Was den „Traktor“ betrifft, können die halbstarken Jungs mit dem Bauern gerne den Traktorführerschein absolvieren, dazu steht Großvaters 188er Steyr bereit. Mit dem kann man übrigens auch selber eine Familienrunde zischen, wenn Papa oder Mama das wollen.
Wir zeigen unseren Gästen die Pferdezucht und erzählen auch, dass nicht immer nur die Sonne scheint. Es gibt komplizierten Geburten, manchmal müssen Tiere eingeschläfert werden. Oder wenn frisch geschlüpfte Entenküken vor dem Erpel beschützt oder in den Kanalschacht gestürzte Küken gerettet werden müssen (ist uns gelungenJ). Oder auch wenn Ponyfohlen zum Röntgen müssen, weil sie sich den Fuß gebrochen haben; der frisch gekörte Hengst verkauft werden muss, weil er zu wild und gefährlich ist.
Aber bei „Urlaub am Bauernhof“ ist es selbstverständlich, jeden Tag etwas mit Tieren zu erleben!
Eine Geschichte von Elisabeth Wild, Miniponyhof, Bäuerin aus Passail im Naturpark Almenland.